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Uncle Siggs kleine Politik-Stunde

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Hundertwasserhaus in Dresden

zu SZ 18./19. Juli 1998 Seite 3 "Schöne runde Ecken und krumme Linien"

Dresden, den 20. Juli 1998
in der SZ veröffentlicht am 24.7.1998

 

 

Man glaubt sie vor sich zu sehen, die süß-saure Miene, mit der Karin Großmann ihren beschwörenden Aufsatz geschrieben hat, der den Lesern eine positive Einstellung zum "Hohe-Haine-Dresden" suggerieren will: wunderbar und warum nicht, meint sie. Ich schließe mich aber lieber doch Herrn Justs Bedenken an, der mit dieser Buntschecke Sinnvolles nicht ersetzt haben möchte.

Sechzig Millionen Mark - rund ein Viertel von dem, was die Frauenkirche kostet. Wenn es schon genügend Leute gibt, die das bezahlen, wer wird das Geld erhalten? Wenn die Aufträge für die baustatischen Berechnungen der mehrfach gekrümmten Wände, für ovale Fenster darin, für kegelfömige Betonschalungen, schräge Aufzüge, Gänge und Treppenhäuser, schief-runde Einbauschränke, eiförmige Wärmeisolierungen, wetterfeste Farbanstriche und baum-wurzeldichte Dachflächen an Dresdner Firmen gehen: wunderbar, warum nicht. Schließlich ist es ihre Schuld, wenn sie dann passen müssen, weil sie wahrscheinlich von ihren herzlosen Linealen nicht lassen können. Und weil auch zu den Nutzern nicht gerade die aus der Neustadt hinaus gedrängten armen Schlucker gehören können, werden wir das Kunstwerk erblicken, betrachten, bestaunen und dann wohl zur Tagesordnung übergehen.

Meine Großmutter pflegte in solchen Fällen zu sagen: "Die ham än Klitsch." Ich sage: unter den vielen Auswüchsen, die die Wohlstandsgesellschaft hervorbringt, richtet dieser wenigstens keinen Schaden an.

 

Es ist doch alles ganz einfach..

warum kommt niemand darauf?...

Muss ich denn alles alleine ausdenken?..