Uncle Siggs kleine Politik-Stunde

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Schluss mit Beatmusik?
Bemerkungen zum gleichnamigen Aufsatz vom 1.11.2005

Dresden, den 1. November 2005
Veröffentlicht SZ am 8. November 2005

Alles stimmt, wie es Oliver Seifert schreibt. Doch ausgewogen ist sein Aufsatz trotzdem nicht, denn vieles hat er einfach unterschlagen.

Wenn die GEMA und andere westliche Rechtebewahrer nicht einmal erwähnt werden, an die Aufführungs-Tantiemen in West-Währung abzuführen waren aus Tanzabenden, die für Ostmark liefen, dann geht ein wichtiger Aspekt des Problems verloren. Leider hat er auch übersehen, dass mit der Gründung von Tanzmusikabteilungen in der Musikhochschulen Weimar, Dresden und Berlin eine Alternative für die Entwicklung vieler DDR-Kultbands eröffnet wurde. Denn es wurden keineswegs nur politische Singegruppen als das Gegenstück zur West-Beat-Musik gebildet. In der besagten Zeit spielten in der DDR ca 5000 Berufskapellen und ungefähr ebenso viele Amateurbands wöchentlich mehrmals in Stadt und Land zum Tanz - nicht in Konzerten mit eigenen Titeln, sondern fast ausschließlich gecoverte Musik - möglichst "so original wie möglich" - also GEMA-pflichtig. Da war jede Woche Leben in der Bude, und zwar in zig-Tausenden Tanzsälen mit zig-Tausenden Musikern, wie die Bild- und Tonarchive der Kapellen zeigen können. Im Aufsatz tut man so, als hätten Verbote das Tanzvergnügen der Jugend lahmgelegt. Eher kann man seit der Wende allerorten Tanzsäle sterben sehen - ganz ohne Verbote, einfach so. Und wenn heute wieder (von Reinhard Mey und anderen) eine Quote 40/60 für deutsche Musik im Radio gefordert wird, dann muss doch mal auffallen, dass die damalige Quote 60/40 mindestens ähnlich angelegt war. Gewissermaßen wendet man sich heute wieder gegen das Yeah Yeah Yeah - und nicht ganz zu Unrecht.

Es ist doch alles ganz einfach..

warum kommt niemand darauf?...

Muss ich denn alles alleine ausdenken?..